Am 9. November 2023 wurde die Königin-Luise-Kirche in Berlin zum Schauplatz eines außergewöhnlichen Konzerts, das Musik und Geschichte auf eindrucksvolle Weise miteinander verband. Anlass war das 111. Jubiläum der Kirche, das mit einer langen Kulturnacht gefeiert wurde. Die Nordberliner Chorgemeinschaft und das N.E.o.N. Vokalensemble unter der Leitung von Anton Rotter gestalteten ein berührendes Programm mit dem Titel „9. November – Zwischen Reichspogromnacht und Mauerfall“.
Ein Abend voller Kontraste
Der 9. November ist ein Datum, das wie kaum ein anderes für die Facetten der deutschen Geschichte steht: von den Schrecken der Reichspogromnacht 1938 bis zum Jubel über den Mauerfall 1989. Dieses Spannungsfeld spiegelt sich im Konzertprogramm wider, das die Zuhörer durch die Jahreszeiten führte – vom Erwachen des Frühlings bis zur stillen Reflexion des Winters.
Das zentrale Werk des Abends war das Stück „Even when he is silent“ des norwegischen Komponisten Kim André Arnesen. Mit den Worten „Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint“ wurde das Konzert eröffnet. Dieses Stück, das auf den Text eines im Krieg verschollenen Juden basiert, bildete den emotionalen Rahmen des Abends und zog das Publikum mit seiner Botschaft von Hoffnung und Widerstandskraft in den Bann.
Musik und Geschichte im Einklang
Das Programm war thematisch in vier Abschnitte gegliedert, die den Jahreszeiten folgten:
Frühling: Mit Stücken wie „Der Mond ist aufgegangen“ und Paul Hindemiths „Un Cygne“ wurde das Erwachen der Natur und die Schönheit der Welt gefeiert.
Sommer: Die Liebe stand im Mittelpunkt mit Werken wie Mikko Sidoroffs „Ubi Caritas“ und Nils Lindbergs „Shall I Compare Thee“.
Herbst: Ein ernster Ton erklang mit „O Crux Ave“ von Palestrina und dem „Earth Song“ von Frank Ticheli, die Themen wie Vergänglichkeit und Trauer aufgriffen.
Winter: Der Abschluss des Konzerts brachte eine Botschaft der Hoffnung und des Neubeginns mit Stücken wie Mendelssohns „Neujahrslied“ und dem bewegenden „Irgendwo auf der Welt“ der Comedian Harmonists.
Fotos: Jan Fock
Ein Abend, der nachhallt
Mit der Abschlussnummer, dem von Johannes Brahms komponierten „Guten Abend, gute Nacht“, fand der Abend einen harmonischen und friedlichen Ausklang. Das Publikum dankte den Sänger*innen mit langanhaltendem Applaus für ein Konzert, das nicht nur musikalisch beeindruckte, sondern auch zum Nachdenken anregte.
Die Nordberliner Chorgemeinschaft bewies einmal mehr, wie kraftvoll Musik als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart wirken kann. Ein großer Dank gilt der Gemeinde der Königin-Luise-Kirche für die herzliche Gastfreundschaft und die Möglichkeit, Teil dieser besonderen Kulturnacht zu sein.
Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Konzert und laden alle herzlich ein, den Chor bei einer Probe live zu erleben!
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